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Einstelldatum: 13.02.2007

Anästhesie - Mafa - Pflegefall

Ein Alptraum der nie endet?


Anästhesie - Mafa - Pflegefall


Ein Tag der unser Leben verändert hat!

Ein Alptraum der nie endet?


Es ist der 24. Oktober 2005. Herbstferien in Deutschland. Eigentlich nichts Ungewöhnliches. Unser Sohn hat heute eine Operation am rechten Ohr - ein Loch im Trommelfell - Routine - macht der Pförtner - oder doch - vielleicht wenn wir Glück und es stehen wirklich Ärzte am OP-Tisch??? Diese Frage mussten wir uns wirklich nach der Operation stellen. Wir sind, wie jeder andere auch, davon ausgegangen, dass die Narkose ein Arzt einleitet und betreut wird. Aber in einer Klinik in Deutschland sollte es nicht so sein (ohne Wissen des Patienten und deren Angehörigen). Sparwahn und Profilierungssucht einiger, koste es was es wolle und wenn es ein Menschenleben ist.

Am Morgen dieses Oktobertages bringe ich meinen Sohn zu der geplanten Operation ins Krankenhaus. Als Mutter macht man sich immer Gedanken, egal wie groß oder klein eine Operation ist. Unser Sohn hatte eine kleine, so genannte Routineoperation vor sich. Diese war schon lange geplant. Da Ferien waren und der Krankenhausaufenthalt nur für drei Tage geplant war ging P. ohne Angst auf Station.

Die Schwester nahm P. in Empfang und mein Sohn schickte mich mit seiner jugendlichen Leichtigkeit und der Bemerkung auf Arbeit: "Heute Nachmittag sitze ich im Bett und lache und lerne für meine Fahrschulprüfung am Donnerstag". Es sollten seine letzten Worte für sehr lange Zeit sein - oder vielleicht für immer. Leider weiß das bis heute niemand.

Am 27. Oktober 2005 sollte die theoretische Prüfung für die Fahrschule sein. Er hatte schon fleißig gelernt und den "Rest" wollte er im Krankenhaus pauken. Das war mein Sohn live.

P. hatte als Kleinkind oft eine Mittelohrvereiterung. Dadurch entstand ein Loch im Trommelfell des rechten Ohres. Häufige Entzündungen waren die Folge. Nach vielen Gesprächen mit dem behandelnden HNO-Arzt entschlossen wir uns jetzt die Operation durchführen zu lassen. Es war medizinisch notwendig, das bestätigte uns auch noch einmal die Voruntersuchung in der Ambulanz der Klinik, auch durch den Chefarzt der HNO-Klinik.

Bereits bei dieser Untersuchung machten wir die Ärzte darauf aufmerksam, dass P. an allergischem Asthma und einer Medikamentenallergie gegen Prednisolon leidet. Bis zu diesem Tag war das nie ein Problem und unser Sohn konnte ohne weitere Einschränkungen damit leben, da alle behandelnden Ärzte die Hinweise ernst genommen haben. Im Oktober 2005 ignorierte die Klinik diese Hinweise und das hatte fatale Folgen.

An diesem Montag klingelte um 13.45 Uhr mein Handy, eine Nummer auf dem Display die ich nicht kannte, die mir aber in ewiger Erinnerung bleiben sollte. Aber keine Unruhe, keine Angst. Am anderen Ende meldet sich ein Arzt des Krankenhauses. Den Namen habe ich nicht verstanden, nur die Worte, das der Anruf vom Krankenhaus kommt. Mein Herz beginnt zu rasen. Er erzählte mir, dass es einen "kleinen" OP-Zwischenfall gab und ich doch, wenn ich es denn einrichten kann, ins Krankenhaus kommen soll. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt dass etwas Schlimmes passiert ist - sonst hätte das Krankenhaus nicht angerufen. Aber wie schlimm es wirklich seien sollte, ahnte ich nicht. So etwas kann keiner ahnen.

Ich habe zu Hause angerufen und mit P. Papa einen Treffpunkt vor der Klinik vereinbart. Ich in 80 km entfernt auf Arbeit - mindestens 45 min. Fahrzeit. Was ist wirklich passiert? Ein Kollege hat mich in Klinik gefahren, an selbst fahren war nicht zu denken.

In der Zwischenzeit wurde P. auf die Intensivstation der Kardiologie gebracht. Wir wussten nicht warum. Nach der Anmeldung auf der Intensivstation kam der Anästhesist der unseren Sohn P. eigentlich während der ganzen Operation betreuen und überwachen sollte. Bis zu diesem Zeitpunkt haben wir es auch noch geglaubt dass es so war. Wir wurden später eines besseren belehrt.

Der Arzt hat uns erzählt, dass P. während der Operationen einen Herzstillstand hatte. Er wurde 15 Minuten reanimiert. Da alles im OP unter optimalen Voraussetzungen passiert ist, sollten die Folgen nicht so schlimm sein. Wir vertrauten und glaubten es zu diesem Zeitpunkt auch. Ursache unbekannt. Lüge oder Schutzbehauptung???? Optimale Voraussetzungen für einen Herzstillstand gibt es das überhaupt?

Nach diesem Gespräch konnten wir unseren Sohn sehen - nur Apparate und Schläuche. Verstanden haben wir nicht wirklich was mit ihm passiert ist. P. wurde von der Körpertemperatur heruntergekühlt, damit es "angeblich" keine weiteren Schäden gibt. Später sollten wir eines besseren belehrt werden. Was wir an diesem Tag gedacht und gefühlt haben, kann ich gar nicht sagen. Es war alles so leer. Jeder schaute uns in der Klinik bedauernswert an, jeder wusste wie es um P. steht - nur wir wussten es nicht wirklich. Die Wahrheit sollten wir erst später erfahren, aber leider nie von der Klinik selbst.

Nach langer Zeit des Hoffens und Bangens sind wir Hause gefahren. Aber wie wir nach Hause gekommen sind weis ich nicht. Wir sprachen mit unserer Hausärztin und Freundin, Mutti von seinem Freund (gleiches Alter). Sie setzte sich sofort mit der Klinik in Verbindung. Die Nachrichten waren nur schlimm, schrecklich, wahrscheinlich gibt es keinen Ausdruck dafür.

Der nächste Tag sollte uns wachrütteln. P. hatte in der Nacht schwere Krämpfe bekommen. Am Mittag war ein MRT angesetzt. Heute wissen warum es so schnell gehen musste. Man vermutete den Hirntod von P. Aber keiner traute uns die Wahrheit zu sagen. Die Vermutung zur Organspende liegt für uns nahe und wurde uns später aus zweiter Hand bestätigt.

Der leitende Arzt der Kardiologie hat uns dann die bittere Wahrheit gesagt. P. hatte auf dem OP - Tisch - unter doch so optimalen Bedingungen - einen schweren Sauerstoffmangel erlitten. Erklären kann und will es bis heute niemand, wie ein intubierter Patient einen so schweren Sauerstoffmangel erleiden kann.

Alle elektronischen Aufzeichnungen sind gelöscht.

Ist das in der Klinik immer so - auch wenn es einen so schweren Zwischenfall gab - bei den heutigen Möglichkeiten der Technik? Wir können es nicht glauben. Vertuschung? Niemand will etwas was von einer fehlenden Sauerstoffversorgung gemerkt haben.

Chancen für P.: Tod oder Schwerstpflegefall - also gleich null. Verstanden haben wir es immer noch nicht im vollen Umfang. Wir hofften und bangten, dass es nur ein schlechter Traum ist und wir bald erwachen. Es sollte nicht so sein. P. wurde in ein künstliches Koma versetzt.

Unser Sohn wurde auf einmal nur noch von Chefärzten und Oberärzten betreut. Wir konnten Tag und Nacht bei ihm sein obwohl er auf der Intensivstation lag. Erste Zweifel kamen auch uns, dass nicht alles mit rechten Dingen zu gegangen ist. Aber was ist wirklich passiert? Warum sagte keiner die Wahrheit? Vieles haben wir herausgefunden, aber vieles ist heute noch unklar. Keiner der Ärzte hat bis heute den Mut die Wahrheit zu sagen. Die Klinikleitung und die Konzernleitung haben auch kein wirkliches Interesse daran. Wir könnten ja Forderungen für P. stellen und die Wahrheit kann ja unangenehme Folgen haben. Druck von der Konzernleitung?

Am Dienstag, den 25. Oktober sollten nach dem MRT und EEG die ersten Aufwachversuche unternommen werden. Alle Aufwachversuche sollten bis zur Verlegung in die Reha, am 09. November 2005, scheitern - soweit diese überhaupt durchgeführt wurden. Die meisten Ärzte trauten sich nicht, hatten keine Zeit oder verwiesen auf den Oberarzt - Angst vor der Wirklichkeit?

Am kommenden Tag haben wir den behandelnden Neurologen um ein aufklärendes Gespräch gebeten. Er erläuterte uns die Aufnahmen, schwerste Hirnschädigungen, Teile der Hirnrinde sind total zerstört. Heilungschancen gleich Null. Was soll er uns wünschen - er wusste es selbst nicht - Kraft und Durchhaltevermögen. Er konnte auch nichts sagen ob P. eine Überlebenschance hat.

Zwei Tage nach der Operation hatten uns die beiden Chefärzte der Anästhesieklinik zu einem Gespräch gebeten. Der OP-Führende Anästhesist war auch dabei. Was wollten die Herren von uns? Einige Fragen hatten wir uns schon überlegt. Aber so richtig vorbereiten konnten wir uns auf dieses Gespräch nicht. Wenn wir Bedauern über das Geschehene erwartet hatten - dann sollten wir enttäuscht werden. Wir sollten einfach nur "ausgehorcht" werden, was wir wohl gegen das Klinikum unternehmen wollen. Die Klinik weist alle Schuld von sich. Ist es Schicksal - laut Statistik der Klinik kann so etwas überhaupt nicht passieren. Was nützt jede Statistik, wenn man der Betroffene ist? Wenn Ärzte mit Betroffenen über Statistiken reden, wissen Sie gar nicht wie verletzend solche Aussagen sind. Gegenüber Geschädigten sind solche Vergleiche einfach nur unpassend. Die Herrn Doktoren merken oder wollen es gar nicht merken.

Für den Donnerstag hatten sich die Mitarbeiter des Amtsgerichtes angesagt. Jetzt kam die amtliche Bestätigung für den Ernst der Lage. Wir hatten noch nie so etwas erlebt. Wie sollen wir uns verhalten? Über eines waren wir uns einig, als Betreuer nur wir beide zusammen - keiner allein. Denn welche Entscheidungen wir noch treffen müssen wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Die Krankenunterlagen haben wir von der Klinik angefordert. Was mussten wir feststellen?

Die Unterlagen wurden nachträglich geändert.

Anästhesieprotokoll und Aufklärungsbogen. Unterlagen sind komplett verschwunden. Worte gibt es für ein solches Verhalten nicht. Außerdem fanden wir die Bestätigung, dass unser Sohn (wie schon vermutet und gewusst) kein Einverständnis für dieses Operationsmethode gegeben hat, während der Operation von einem medizinischen Assistenten für Anästhesie (Mafa) betreut zu werden.

Die Klinik führt ein Pilotprojekt durch und klärt die Patienten darüber nicht auf. Sie ziehen das Projekt durch, auch wenn die Patienten kein Einverständnis gegeben haben. Leichtsinn, Fahrlässigkeit, pure Ignoranz vor Menschenleben oder einfach Profilierungssucht von Ärzten.

P. und auch wir als Eltern wurden nicht aufgeklärt. Der Patient hat kein Einverständnis gegeben. Diese Operationsmethode wurde trotzdem angewendet. Die Einverständniserklärung wird vom gesamten OP-Team ignoriert oder vielleicht überhaupt nicht gelesen.

Das Klinikum meinte trotz bekannter Risiken diese nicht beachten zu müssen (kein Risikopatient). P. wurde während der Operation von einem Mafa betreut und nicht von einem Anästhesisten. Auch die Narkose wurde durch den Mafa eingeleitet, obwohl das ausdrücklich nicht gestattet ist. Dieser Pfleger musste während der Operation (geplant 60 - 90 min.) auch noch zum Mittagessen. Informationsverlust vorprogrammiert. Die Klinik ist der Meinung, eine Prednisolonallergie kommt selten vor, also fast unmöglich. Also warum sollten die dann die Angaben des Patienten (eines 18-jährigen) oder deren Angehörigen stimmen? Wenn es wirklich so unwahrscheinlich ist, war mehr als vier Wochen Zeit zur Überprüfung. Ignorieren ist einfacher und erspart Arbeit und Geld für die Klinik.

Zum Thema Asthma kam die Information von der Klinik, dass eine Narkose nur Vorteile bringt und kein Risiko besteht. Andere Fachkollegen haben eine andere Meinung dazu. Allerdings sollten nur Medikamente verwendet werden, die für Asthmatiker geeignet sind. Die Klinik verwendete Medikamente die für Asthmatiker ungeeignet sind, er bekam Propranol.

Weiterhin wurde ein Medikament verwendet die in Deutschland nicht zugelassen ist. Kein Problem, dann werden diese Medikamente eben im Ausland eingekauft. So lange die Patienten dieses Medikament vertragen ist alles o. k., aber wenn nicht - was dann? Das verwendete Medikament hat starke Nebenwirkungen, die auch die Herztätigkeit beeinflussen. Trotzdem geht man das bekannte Risiko ein. Darüber werden übrigens die Patienten auch nicht aufgeklärt. P. - das Versuchstier für ein Pilotprojekt und für Medikamente die in Deutschland nicht zu gelassen sind?

Nun kam das nächste Problem. P. musste so schnell wie möglich zur Reha. Von der Sozialarbeiterin des Krankenhauses keine Spur. Bis zur Entlassung keinerlei Betreuung, weder von der Sozialarbeiterin noch von einem Psychologen. Kontakt wurde nur zur Sozialarbeiterin hergestellt, wenn wir uns telefonisch gemeldet haben. P's. Papa hat sich einmal mit ihr auf unser Drängen hin getroffen um offene Fragen zu besprechen. Ich habe diese Dame nie zu Gesicht bekommen. Eine Betreuung durch den Sozialdienst eines Krankenhauses stelle ich mir anders vor. Aber warum sollte an dieser Stelle in der Klinik etwas funktionieren?

Die Rehaklinik haben wir selbst gesucht - Ärzte und Schwestern der Kardiologie - haben uns Tipps gegeben und zum Glück gibt es das Internet. Wahrscheinlich würde unser Sohn noch heute dort liegen, wenn wir uns nicht selbst bemüht hätten. Wir haben bei der Krankenkasse nachgefragt ob alles klar geht, wir haben die fehlenden Unterlagen von der Klinik eingefordert - eine Schande für ein so großes Krankenhaus.

Der Zwischenfall wurde bereits am 25. Oktober 2005 der Haftpflichtversicherung des Krankenhauses gemeldet. Anfang November folgte das offizielle Schreiben des Klinikums. Bis heute hat sich nicht wirklich etwas getan, wir stehen am Anfang. Die Behandlungsunterlagen wurden Anfang Dezember dem Versicherungsmakler übergeben. Dieser hatte nur Dollarzeichen in den Augen und brauchte zwei Monate um die Unterlagen an die Versicherung weiterzuleiten. Ich weiß nicht was ich diesem Herr erzähle, wenn er mit einmal über den Weg laufen sollte. Am Telefon kaltherzig, ignorant - kurz gesagt "ein menschliches A...l..."

Unterlagen sind endlich bei der Versicherung angekommen. Welche Unterlagen geschickt worden wissen wir nicht, die Originale oder die veränderten Unterlagen. Es war bereits Januar 2006. Die Versicherung brauchte nun noch weitere drei Monate um ein so genanntes Gutachten zu erstellen. Es war eine Abschreibeübung des Gedächtnisprotokolls des Anästhesisten. Die Schlussfolgerungen der Versicherung waren "unter der Gürtellinie". Ich erspare mit Einzelheiten. Wahrscheinlich ist öffentliches Engagement der Versicherung für die Fußball-WM wichtiger und kostengünstiger als sich um geschädigte Patienten zu kümmern. Bei der Fußball-WM war diese Versicherung Hauptsponsor. Wohin sind wir in diesem Land gekommen?

Die Betreuung auf der Kardiologischen Intensivstation war sehr gut. In dieser Zeit hat unser Sohn eine Trachealkanüle für die Beatmung erhalten und eine PEG wurde auch gelegt. In diesen Tagen haben wir P. oft vorgelesen, seine Musik mitgebracht - immer in der Hoffnung dass er die Augen öffnet. Wir warteten vergeblich. Alle Aufwachversuche scheiterten - er fiel in ein Wachkoma, für lange drei Monate.

Später, bei einer weiteren Operation mussten wir erfahren, dass P. während der OP oder beim Anlegen der Trachialkanüle eine Knorpelspange in der Luftröhre eingedrückt wurde. Keiner hat es angeblich gemerkt. Wieso??? Diese Verletzung hatte weitere schwere gesundheitliche Folgen für ihn. Ein Wechsel der Trachialkanüle war für ihn eine Tortour mit starken Hustenanfällen und Erbrechen. Und das mindestens zweimal in der Woche. P. war ein junger Mann von über 85 kg bei 1,86 m Größe, er wog nach vier Wochen keine 70 kg mehr. Eine OP im April 2006 war die Folge der Verletzung. Gleichzeitig wurde das Tracheostoma stabilisiert. Diesmal wurden unsere Hinweise beachtet, die OP wurde von einer Fachärztin für Anästhesie betreut und es kam zu keinen Komplikationen und Zwischenfällen.

Einen Tag vor der Verlegung nach xxxxx. Auf unseren Wunsch hin, hatten wir ein weiteres Gespräch mit der Klinikleitung der Anästhesieklinik. Es war diesmal nur einer der Chefärzte anwesend. Dem anderen Chefarzt war unser Anliegen wahrscheinlich nicht wichtig genug, er hatte wichtigeres zu tun. Es geht ja "nur" um das Schicksal eines 18-jährigen Jungen. Der anwesende Chefarzt war nicht besonders gut auf seinen Anästhesisten (Oberarzt) zu sprechen. Wir fanden es schon eigenartig, dass der Chefarzt seinen Mitarbeiter so in unserem Beisein disqualifizierte. Beide Chefärzte der Klinik schafften es in 16 Tagen Krankenhausaufenthalt nicht an das Bett von P. zu gehen. Beschämend. Den anwesenden Chefarzt konnten wir nach mehrfachen Drängen davon überzeugen, seinen Patienten zu besuchen. Er hielt einen diskreten Abstand von mindesten drei Metern. Das Pflegepersonal der Kardiologie war schon verwundert, dass wir es überhaupt geschafft hatten, den Chefarzt an P.s Bett zu bekommen.

Wir bereiteten P. zur Verlegung in die Reha vor. Noch einmal Haare waschen und schneiden. Dann kam das nächste große Erwachen. Eine ca. 3 cm große Wunde am Hinterkopf, dick mit Grind. Die Schwestern waren darüber auch sehr erschrocken. Die konnten sicher nichts dafür. In weiser Voraussicht hatten wir den Fotoapparat mit und konnten das ganze im Bild dokumentieren. Eigentlich wollten nur ein paar Fotos von P. aufnehmen, für irgendwann später - wenn es ihm wieder besser geht. Er sollte irgendwann, dass für uns Unfassbare verstehen. Die Fotos sollten uns später noch von Nutzen sein.

In der Nacht schrieb ich noch alle behandelnden Ärzte der Klinik per Fax an. Damit verbunden die Ankündigung, dass P. erst verlegt wird, wenn die Ursache der Verletzung geklärt ist. Pünktlich am Morgen versammelten sich alle zum Konzil. Die verschiedenen Diagnosen und Vermutungen waren schon erstaunlich. Zu einem späteren Zeitpunkt wurde diese Wunde von einer Ärztin des Klinikums sogar bestritten. Zum Glück war das Bildmaterial vorhanden, mit Datum und Uhrzeit. Die Wunde hat mehrere Monate gebraucht, bis diese verheilt war. Auch bei der Aufnahme von P. in der Reha-Klinik wurde die Verletzung genau aufgenommen und die Heilung verfolgt. Es ist schon unglaublich.

Wir brachten unseren Sohn zur Reha, 250 km von zu Hause entfernt. Die Rehaklinik ist zwar weit von zu Hause weg, aber es war eine richtige Entscheidung. Die Ärzte, Therapeuten und Pflegekräfte geben sich alle erdenkliche Mühe und nutzen alle Möglichkeiten zur Förderung aus. So oft es uns möglich ist, sind wir bei ihm. Seit diesem Tag keinen Urlaub - kein freies Wochenende. Das Alles machen wir gern für P. und er dankt es uns mit vielen kleinen Fortschritten.

Auf eine Erstattung der Fahrtkosten warten wir noch heute. Bis heute sind es über 30 T€, alle anderen Kosten noch unberücksichtigt. Insgesamt sind bis heute Kosten von ca. 50 T€ angefallen. Der Winter war hart und lang, mit viel Schnee. Viele Staus und auch ein Ausflug in den Straßengraben sind auch damit verbunden.

Das Krankenhaus zeigt bis heute keinerlei Bemühungen den Fall aufzuklären oder auch nur einen Cent zu zahlen - Fehlanzeige. Als Alibi wurde der OP-Führende Anästhesist entlassen. Sicher war die Hoffnung der Klinikleitung, dass wir nun endlich Ruhe geben. Das können und werden wir nie akzeptieren, nicht für unseren Sohn und nicht für uns. Die Verantwortlichen müssen ihre "gerechte" Strafe bekommen, wenn das überhaupt möglich ist. Unser Anliegen ist es auch, andere Patienten vor dieser Operationsmethode und deren Folgen zu schützen. P. wird nicht wieder gesund, aber andere hoffentlich nie so krank wie er.

Der medizinische Teil der Geschäftsleitung der Klinik hat uns unterstützt, soweit es die Konzernleitung zugelassen hat. Die verantwortlichen Chefärzte der Anästhesieklinik, die zu verantworten haben, dass P. trotz fehlender Einverständniserklärung und bekannten Risiken, von einem Mafa betreut wurde, hüllen sich in Schweigen. Von Reue ist nichts zu spüren oder gar das neue System anzuzweifeln - keine Spur. In Vorträgen wird dieses System publiziert, obwohl P. fast sein Leben verloren hätte.

Nach mehr als einem Jahr wird P. immer noch über eine Magensonde ernähert, kann weder sitzen, stehen oder gar laufen, aber eine Behörde war der Meinung, dass er kurzfristig dem Arbeitsmarkt wieder zur Verfügung steht und lehnte deshalb den Anspruch auf eine Grundsicherungsrente zweimal ab. Gibt es dazu noch Worte? Erst die Abgabe einer Klage beim Sozialgericht und der Einschaltung von unseren Anwälten, brachte den Vorgang wieder ins Rollen. Man kämpft um das Leben seines Kindes und bekommt von den Behörden Felsbrocken in den Weg gelegt. Auf den Kosten für die Anwälte für die Klage bleiben wir natürlich sitzen. Wir hätten den mündlichen Zusagen glauben sollen.

Kann man nach solchen Vorfällen überhaupt noch jemanden glauben. Hätten wir keine Klage eingereicht, dann hätte der Staat uns angeklagt, weil P. seine Rechte nicht genügend vertreten wurden. Verstehen muss man es nicht.

Es gibt in unserem Heimatort sicherlich keine Behörde die wir nicht kennen. Die zuständige Stelle zu finden, die uns bei dem Aufbau einer Tagesbetreuung unterstützt, hat mehr als zwei Monate gedauert. Niemand war zuständig und übrigens war man sogar der Meinung, dass P. endlich arbeiten gehen soll. Medizingeschädigte Menschen werden in unserer Gesellschaft als "arbeitsscheu" bezeichnet. Die Betroffenen Geschädigten einmal zu besuchen und persönlich kennen zu lernen um einen realistischen Eindruck zu bekommen, ist den Behörden aber allerdings unmöglich. Man möchte das "wahre" Leben nicht sehen.

Wir danken einem Mitarbeiter der BG, der für unseren Fall nicht zu ständig war und uns trotzdem unterstützt hat und den Staatssekretär des Sozial- und Gesundheitsministeriums und dessen Mitarbeitern unseres Bundeslandes. Auch unser Oberbürgermeister unserer Heimatstadt hat uns unterstützt. Selbst die Einrichtung eines Behindertenparkplatzes war zu einem Problem geworden.

Unsere Politiker machen vor solchen Vorfällen die Augen zu. Verweisen die Verantwortung vom Bund zum Land und umgekehrt. Über diese traurige Wahrheit waren wir schon sehr erschrocken. Wir waren eigentlich der Meinung, dass Politiker die Interessen der Bürger vertreten. Leider ist das nicht so. Die Bürger sind wahrscheinlich nur von Interesse wenn es um Wählerstimmen geht.

Medizingeschädigte Patienten haben leider keine finanzkräftige Lobby. Wenn sich die Politik sich diesem Thema widmet, sehen Sie das reale Leben und das ist nicht gewollt.

Alle angeschriebenen Politiker und Ministerien sind nicht zuständig. So z. B.

- das Justizministerium, obwohl es um Urkundenfälschung und Körperverletzung geht (Antwort kam nach 4 Wochen)

- das Gesundheitsministerium antwortet erst nach mehrmaliger Erinnerung und Bitte um eine Antwort; die Ministerien delegiert, hatte keine Zeit für solche Probleme

die Mitarbeiterin (Referatsleiterin Gesundheitsrechte und Patientenrechte) weißt jede Zuständigkeit von sich

ein nochmaliger Anruf bei der Mitarbeiterin - eine Antwort, deren Worte man nicht wiederholen sollte

- die Beauftragte der Bundesregierung für Belange von Patientinnen und Patienten, ist auch nicht zuständig; Antwort auch erst nach mehrmaliger Erinnerung;

Ich frage mich, welche Aufgabe unsere Beauftragte der Bundesregierung dann hat? Auf der Internetseite stehen genau diese Themen.

Die Liste kann beliebig fortgesetzt werden.

Im August 2006 haben wir Anzeige gegen die Klinik erstattet. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft. Wir hoffen, dass es vielleicht doch noch etwas Gerechtigkeit gibt und die Verantwortlichen zur Verantwortung gezogen werden. Wir werden abwarten.

Ende November kommt P. endlich nach mehr als 13 Monaten nach Hause. Gesund ist er deswegen noch lange nicht. Die Betreuung für P. konnten wir organisieren und auch die Versorgung mit den Hilfsmitteln hat geklappt. Die Krankenkasse hat unser immer unterstützt, allerdings sind die Lieferfirmen nicht die Schnellsten.

Der nächste Kampfplatz entsteht. Versorgung mit qualitätsgerechten Inkontinenzprodukten. Die Krankenkassen bezahlen nur Festpreise die bei weitem für eine ordentliche Versorgung nicht ausreichen. Wer bezahlt den Rest? P. von seiner Grundsicherungsrente, wohl kaum möglich. Also müssen die Eltern ran um eine qualitätsgerechte Versorgung zu gewährleisten. Manchmal hat man leider das Gefühl, dass den Patienten unterstellt wird, dass sie aus Spaß Windeln tragen. So auch bei einem 19-jährigen jungen Mann.

Es ist schon erstaunlich, wie erfinderisch unsere Politik ist. Es gibt Festbeträge und was es darüber hinaus kostet, haben die Patienten zu bezahlen. Wer kein Geld hat, scheitert an einer qualitätsgerechten Versorgung. Es ist sicher nicht immer so, aber im Bereich der Inkontinenzversorgung ist es schon eine Schande.

Wir hoffen, dass wir auch andere Geschädigte wachrütteln, dass auch Andere den Mut und Kraft haben, ihre Rechte durchzusetzen. Vielleicht erreichen wir auch, dass sich auch endlich die Politik mit diesem Thema beschäftigt, auch wenn dieses Thema unbequem ist.

Eigentlich müsste dieses Thema für die Politik, in der Zeit von leeren Kassen, von großen Interessen sein. Wenn die wirklichen Verantwortlichen zur Kasse gebeten werden, werden auch die Krankenkassen und die Städte und Gemeinden entlastet. Berlin ist aber weit weg von jeglicher Realität - schade, traurig und eine Sache für die sich einige unserer gewählten Politiker schämen sollten.


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